Die Villa einer jungen Familie hoch über dem Murtensee gliedert sich in verschiedene Aussichtsplattformen, die sich nach Süden zum Alpenpanorama öffnen. Der Übergang von innen nach aussen ist fliessend, aber jeder Raum bietet Schutz, Geborgenheit und ein angenehmes Raumklima.
von Max Bauer, Gebietsleiter Xella Porenbeton Schweiz AG
Das kleine Wohnquartier befindet sich unterhalb einer Hangkante, die sich dem Nordufer des Murtensees entlangzieht und mit dem Mont Vully endet. Links und rechts der Siedlung erstrecken sich Weinberge. „Auf der Parzelle haben wir ein Gefälle von gut 17 m“, erklärt Architekt Steve Ducret und macht damit klar, dass das steile Terrain für ihn ein dominierendes Thema war. Zuvor stand auf dem Grundstück ein Ferienhaus, das man als nicht erhaltenswert einstufte. Für den Neubau veranstaltete die Bauherrschaft einen Wettbewerb unter vier Architekturbüros. Steve Ducret setzte sich mit der Präsentation eines Kurzfilms durch, den er zusammen mit dem visuellen Gestalter und Videoproduzenten Janic Eberhard herstellte. „Wir vermittelten ein räumliches Gefühl“, erklärt der Architekt seinen Erfolg. Es war die Stimmung und die intensive Auseinandersetzung mit dem Ort, die den Ausschlag gab.
Freie Sicht
Der Bauplatz grenzt bergseitig an die Erschliessungsstrasse. Diesen Umstand nutzte der Architekt dazu, die Zufahrt und den Carport als Portal zu inszenieren; über einer Stützmauer, die nahtlos in eine klammerartige Brüstung übergeht, schwebt eine massive Dachplatte. Sie wird lediglich in zwei diagonal gegenüberliegenden Eckbereichen durch schmale Stützen in anspruchsvoller Balance gehalten. Diese zeichenhafte monolithische Betonkonstruktion bildet den Auftakt zum tiefer liegenden Anwesen und die oberste Ebene einer Abfolge mehrerer Terrassen. Eine Treppe und eine Rampe führen der westlichen Parzellengrenze entlang hinab zum eigentlichen Gebäude und dem anschliessenden Gartengelände. Als erste Station erreicht man das Wohngeschoss. Der Haupteingang ist in die Nordwestecke des Volumens eingerückt. Links von ihm grenzt eine Bambusallee das Haus von der Stützmauer des Carports ab.
Mit dem Überschreiten der Schwelle bietet sich den Eintretenden sogleich eine grandiose Aussicht, denn nicht nur die gesamte Südfront, auch die Eckbereiche des grossen Wohn- und Aufenthaltraums sind geschosshoch verglast. Man fühlt sich auf einer nach Süden orientierten Aussichtsplattform. Die Wohnlandschaft ist nicht in einzelne Räume unterteilt und geht nahtlos in einen Balkon über. Grosse Glasscheiben bieten freie Sicht, lediglich drei schmale Stahlstützen direkt hinter der Fassade tragen nebst den Aussenmauern das Dach, das über den Balkon vorkragt und einen Sonnen- und Witterungsschutz bildet. Alle Fenster lassen sich zur Seite schieben, so dass man die Eckbereiche vollständig öffnen kann. Nach Westen, zum Terrassensitzplatz beim Haupteingang, dosieren schiebbare Holzelemente die Intensität der Sonnenlichteinstrahlung.
Unter diesem „Piano Nobile“ befinden sich die privaten Räume der Familie. Vier Zimmer reihen sich entlang eines Korridors, der über eine einläufige Innentreppe mit dem Entree im Hauptgeschoss verbunden ist. Sie haben aber auch einen direkten Zugang zur Gartenterrasse mit einem Pool. Auch auf dieser Ebene des Hauses reduzierte der Architekt die Lastabtragung im Fassadenbereich auf wenige Punkte, die restlichen inneren Raumgrenzen sind nichttragend. „So kann die Bauherrschaft bei Bedarf den Grundriss immer wieder ändern“, erklärt Architekt Steve Ducret die Massnahme.
Innendämmung reguliert Feuchtigkeit
Die Konstruktion des Hauses ist klar und konsequent. Es handelt sich um einen schnörkellosen Massivbau in Sichtbeton. Die Grundrisse weichen ab vom rechten Winkel; sie folgen den Parzellengrenzen, und das vorkragende Dach und der Balkon reagieren auf den Verlauf der Sonnenlichteinstrahlung mit einem Knick. Dieser kann auch als Bug gelesen werden und spielt auf die Verwandtschaft des Hauses mit einer Yacht an. Das Hauptgeschoss kragt allseitig leicht vor und wirkt deshalb als eigenständiger Pavillon über seinem sockelartigen Unterbau.
Der Architekt setzte bei der Entwicklung der Gebäudehülle auf eine Lösung mit innen liegender Wärmedämmung. Es ergibt sich ein Bild von massiven tragenden Wänden aus Stahlbeton, bei dem nichts vorgeblendet ist. „Wir haben die statischen Möglichkeiten der Konstruktion vollständig ausgereizt“, kommentiert Ducret sein Konzept der freien Aussicht und der reduzierten Tragelemente. Diese Strategie bedingt, dass die bauphysikalische Lösung in jedem Detail mit dem angestrebten architektonischen Ziel übereinstimmt. Das Multipor Innendämmsystem WI spielte in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. „Kein anderes System hätte uns diese Lösung zu vergleichbaren Kosten erlaubt“, sagt Ducret. Die diffusionsoffenen und kapillaraktiven Multiporplatten wurden mit einer Stärke bis 24 cm auf Betonböden und -wände geklebt, im Falle des Zimmers unter der Sitzterrasse auch an die Raumdecke. Diese Lösung liess sich bei allen beheizten Innenräumen anwenden, auch bei den Nasszellen im Untergeschoss, die direkt ans Erdreich grenzen.
Im Decken- und Wandbereich wurden die Platten mit einem Netz versehen und verputzt, bei den Böden, die mit Parkett, Keramikplatten, teilweise auch mit einem fugenlosen Belag versehen wurden, liegt Multipor unter konventionellen Aufbauten und trägt auch dort zum guten Klima bei. Das Material eignet sich auch für aussenliegenden Dämmungen. Davon profitierte Architekt Ducret in Bellerive beim Dachaufbau, bei dem ebenfalls Multipor in zwei Lagen und einer Gesamtstärke von 24 cm zum Einsatz kam.
Steve Ducret realisiert regelmässig Wohnhäuser mit modernem Villencharakter. Er stützt sich dabei auf ein selbst erarbeitetes Konstruktionssystem, das sich bewährt hat. Die Multipor-Innendämmung ist seit Jahren ein integraler Bestandteil dieses Systems. Besonders begeistert ist Ducret von der Fähigkeit von Multipor, als Mineraldämmplatte Feuchtigkeit temporär zu speichern und an die Raumluft zurückzugeben. Die regulierende Funktion sorgt dafür, dass keine Feuchteanreicherung entsteht, die zu Schimmelpilzbildung führen kann. Das positive Feedback früherer Bauherrschaften und auch der verarbeitenden Unternehmen machen Steve Ducret zu einem überzeugten Multipor-Anwender.