Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft im Betrieb: Das Netzwerk Ressourceneffizienz Schweiz Reffnet bietet kostenlose Beratungen für Schweizer Unternehmen.
Text: Rahel Meister im Auftrag von Reffnet
Abfälle vermeiden, Produkte wiederverwerten und Rohstoffe einsparen – Ressourceneffizienz hat viele Gesichter. So bieten beispielsweise die Solothurner Spitälern ihren Patientinnen und Patienten vermehrt individuell zusammengestellte Menüs an, was zu weniger Essensresten führt. Die Westschweizer Brauerei «Docteur Gabs» konnte bei ihren Mehrwegflaschen ohne Stabilitätsverlust zwei Prozent des Materials einsparen und der Faserhersteller Noyfil in Stabio stellt Garn aus recyceltem PET-Granulat her.
Diesen – und vielen weiteren – Unternehmen ist gemein, dass sie sich an das «Netzwerk Ressourceneffizienz Schweiz» – kurz Reffnet – gewendet haben, um ihre Ressourcen im Betrieb effizienter zu nutzen. Das Netzwerk, das als Verein organisiert ist, unterstützt mit Beratungen durch Fachleute Schweizer Unternehmen (und neu auch Gemeinden) dabei, Material zu sparen, Stoffkreisläufe zu schliessen oder Kreislaufwirtschaftsmodelle zu identifizieren. Finanziert wird das Angebot durch das Bundesamt für Umwelt (BAFU), für Unternehmen ist die Beratung kostenlos.
«Das Ziel einer Beratung durch Reffnet ist es, mit den umgesetzten Massnahmen in einem Betrieb nicht nur die Umweltbelastung zu reduzieren, sondern auch Kosten einzusparen. So entsteht eine Win-Win-Situation.»
Frédéric Michaud, Reffnet-Geschäftsstelle
Fachkompetenz und Erfahrung vereint
Für die Beratung kommt ein Experte oder eine Expertin in den Betrieb und eruiert gemeinsam mit den Verantwortlichen mögliche Massnahmen. Dabei ist viel Fachkenntnis gefragt. Die aktuell 35 Beraterinnen und Berater verfügen über Expertise in über 24 Branchen. Je nach Branche und Betrieb werden unterschiedliche Aspekte beleuchtet, vom Produktionsprozess über die Materialwahl und das Recycling bis hin zum Produktdesign oder Verhalten. Ausgewiesen wird die Ressourceneffizienz mit der Anzahl der eingesparten Umweltbelastungspunkte – einer vom BAFU mitentwickelten Ökobilanz-Methode für die Quantifizierung von Umweltbelastungen – und in CO2-Äquivalenten.
Eine Reffnet-Beratung in Anspruch genommen hat die Franke Küchentechnik aus Aarburg. In der Zusammenarbeit hat sich gezeigt, dass bei der Materialmenge, den Fertigungsprozessen, dem Transport, der Lebensdauer und dem Recycling Optimierungspotenzial besteht. Dank Anpassungen beim Design – Stichwort Ecodesign – besteht ein Spülbecken inzwischen nur noch aus einem statt drei Teilen. Dies reduziert die Stahlabfälle in der Produktion. 1500 Tonnen pro Jahr müssen so nicht mehr zusätzlich eingeschmolzen werden und der Energiebedarf sinkt in der Herstellung der Spülen um stattliche 75%.
Vielversprechendes „Urban Mining“ und neue Geschäftsmodelle
Intensiv mit Ressourcen auseinandergesetzt hat sich auch der Metalldruckguss-Spezialist und Beschläge-Hersteller MEGA GOSSAU AG. Der Hauptrohstoff Zink verursacht in der Produktion, der Verarbeitung und dem Transport über die Weltmeere entsprechende Umweltbelastungen. In einem Pilotversuch hat das Unternehmen Zink verarbeitet, dass aus der Flugasche von Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) gewonnen wurde – mit Erfolg. In der Qualität steht dieses nachhaltige Zink dem herkömmlich produzierten in Nichts nach. Dank dem Anstoss durch die Reffnet-Beratung hat die MEGA GOSSAU AG bereits einen beträchtlichen Teil der Produktion auf Recycling-Zink umgestellt.
Teilweise werden im Sinn der Kreislaufwirtschaft sogar ganze Geschäftsmodelle neu gedacht. Der Schweizer Schul- und Industriemöbelhersteller Zesar beispielsweise hatte sich bereits mit dem Thema Kreislaufwirtschaft befasst und Erfahrungen mit der Vermietung seiner Möbel gesammelt. “Wir wollten aber ergründen, wo wir noch mehr Potenzial haben“, denkt CEO Roland Zaugg zurück. Der Workshop mit den Reffnet-Experten von Rytec Circular ergab, dass dem Ecodesign einen höheren Stellenwert beigemessen werden sollte: Simple Bauteile, die aus nur einem Material bestehen, sind kreislauffähig und können wiederverwendet oder recycelt werden.
Seit der Gründung 2014 hat Reffnet rund 400 Unternehmen beraten. Die dritte Projektphase ist 2023 gestartet. Nicht nur die Einsparung von Rohstoffen in der industriellen Produktion, sondern auch Themen wie Kreislaufwirtschaft und Foodwaste werden immer wichtiger. Nebst der Beratung erarbeitet der Verein zusammen mit Branchen Leitfäden und lanciert eigene Projekte. Ein Beispiel ist eine umfassende Datenbank, die den Unternehmen mit wenigen Klicks branchenspezifisch erste Massnahmen für mehr Nachhaltigkeit aufzeigt. Ein anderes Projekt richtet sich an die Immobilienbranche und unterstützt z. B. Verwaltungen dabei, die Beschaffung von Alltagsgütern wie Reinigungsmittel und von Investitionsgütern wie Maschinen oder Haushaltsgeräte nachhaltiger zu gestalten.
Sie interessieren sich für eine kostenlose Erstberatung in Ihrem Unternehmen? Nehmen Sie mit Reffnet Kontakt auf:
Reffnet.ch
c/o OST, Institut WERZ
Grafenauweg 4
CH-6300 Zug
Info(at)reffnet.ch
Mit dem Konzept der Umweltbelastungspunkte (UBP) – einer vom BAFU mitentwickelten Ökobilanz-Methode – lassen sich Umweltbelastungen quantifizieren und vergleichen. Um die UBP zu berechnen, wird die Menge der emittierten Schadstoffe bzw. der benötigten Ressourcen mit ihrem sogenannten Ökofaktor multipliziert. Dieser Ökofaktor ist ein für alle relevanten Umwelteinwirkungen festgelegter Wert, der sich aus der Umweltgesetzgebung oder entsprechenden politischen Zielen ableitet. Diese, vom Schweizer Bundesamt für Umwelt entwickelte und publizierte Methode der «ökologischen Knappheit» berücksichtigt Emissionen in die Luft, Böden und Gewässer, aber auch den Verbrauch nicht erneuerbarer Ressourcen in allen Lebenszyklusphasen. Dazu zählt auch die Herstellung und je nach Massnahme werden auch Emissionen vor Ort, während der Nutzung oder die vermiedene Entsorgung berücksichtigt.