Für Menschen, die im letzten Viertel des zwanzigsten Jahrhunderts geboren sind, war das Internet schon immer da. Diese Digital Natives leben in einer digitalen Welt, nutzen soziale Netzwerke und Portale zur Pflege von Kontakten und zum Austausch von Informationen. Auch in die Arbeitswelt haben die neuen Kommunikationsmittel ihren Weg längst gefunden. Wie gehen Unternehmen nun am besten damit um?
Von Roman P. Büchler, BSG Unternehmensberatung AG
Die Generation Y gilt als gut ausgebildet, meist mit Fachhochschul- oder Universitätsabschluss. Sie zeichnet sich durch eine technologieaffine Lebensweise aus. Die sogenannten Digital Natives, wie diese Generation auch genannt wird, arbeiten lieber in virtuellen Teams als in Hierarchien. Freie Software (Open Source), das Austauschen von Musik, Videos und Bildern über das Internet sowie Wikipedia sind Beispiele dafür. Die Digital Natives sind multikulturell und weltoffen, sie arbeiten zusammen und beachten traditionelle Geschlechterrollen ebenso wenig wie die ethnische Herkunft.
Eine Umfrage, die 2007 unter US-amerikanischen College-Studenten zum Thema Internetnutzung durchgeführt wurde, kam zu folgenden Ergebnissen:
- 97 % besitzen einen Computer
- 94 % besitzen ein Mobiltelefon
- 75 % haben einen Facebook-Account
- 49 % laden/tauschen Musik über Netzwerke
- 34 % nutzen das Internet als primäre Informationsquelle
- 28 % schreiben Blogs
- 44 % lesen Blogs
Kurzum: Die elektronische Kommunikation ist für junge Menschen omnipräsent. In der digitalen Welt wird das globale Dorf Realität. Gemäss Forrester Research, einer unabhängigen amerikanischen Forschungsanstalt, bevorzugen die Digital Natives flexible Arbeitsbedingungen und -zeiten, die eine ausgeglichene Work-Life-Balance ermöglichen. Neben Teamwork, einer kooperativen Unternehmenskultur und schlanken Arbeitsprozessen erwarten sie von ihrem Arbeitgeber modernste Technologien und digitalisierte Informationen. Diese sollen unabhängig von Ort und Zeit verfügbar sein.
Der Arbeitsplatz erhält demnach eine hohe Priorität in Unternehmens- und Informatikstrategien. Es gilt, Networking-Plattformen, Diskussionsforen, Blogs, Wikis und gemeinsame Datenablagen für virtuelle Teams zu prüfen.
Neue Anforderungen und Wertvorstellungen
Doch wie sieht es in der Realität aus? «Blogs und Wikis passen nicht in Unternehmen», verkündete die deutsche Zeitschrift CIO noch 2009 in einem Editorial. Angeblich tauschten sich Arbeitskollegen nur selten über diese Plattformen aus, da die meisten Unternehmen immer noch hierarchisch und nicht in virtuellen Teams arbeiten.
Für die Zukunft zeichnet sich also ein Konflikt ab: Die Unternehmensstrukturen und die vorhandenen Informationstechnologien hinken den Anforderungen der Digital Natives hinterher. Früher oder später müssen sie an deren Bedürfnisse, Wertvorstellungen und Arbeitsweisen angepasst werden.
Die hohen Zugriffszahlen auf digitale soziale Netzwerke während Unterrichts- und Arbeitszeiten in Bildungsinstituten, Privatwirtschaft und Verwaltung bestätigen diese Forderung. Die Auswirkungen des Online-Lifestyles auf die produktive Arbeitszeit und die Informationssicherheit sind indessen beträchtlich. Deshalb erwägen immer mehr Unternehmen, den Zugriff auf Websites wie Facebook oder Twitter während der Geschäftszeiten zu sperren. Sind solche Sperren im Unternehmensnetzwerk jedoch tatsächlich der Weisheit letzter Schluss? Die Anwender finden heute auch Wege ins Internet, ohne das Firmennetzwerk zu benutzen: Smartphones, Netbooks und drahtloser Internetzugriff sind nur einige der möglichen Wege.
Facebook, XING und Twitter in der Arbeitswelt
Vielmehr sind Arbeitgeber gefragt, die sich mit der neuen Generation und ihren Bedürfnissen auseinandersetzen. Es gibt denn auch tatsächlich einen deutlichen Trend hin zu Social Media in Unternehmen. Die Firmen wollen sich als attraktive Arbeitgeber positionieren. Web 2.0 hält in vielerlei Facetten Einzug in die Arbeitswelt. Eigene Gruppen in Facebook, XING oder LinkedIn sind bei vielen Unternehmen bereits eine Selbstverständlichkeit. Als wichtigstes Motiv gilt, die eigene Marke auch bei jüngeren Arbeitnehmern zu positionieren und jüngere Kunden zu gewinnen. Ob Automobilhersteller wie BMW und Volkswagen, Software-Schmieden und Technologiekonzerne wie SAP und Siemens oder Sportartikelhersteller wie Adidas: Ihre Facebook-Seiten haben mehrere zehn- bis hunderttausend Fans.
Die Strategie ist also klar: Web 2.0 gehört ins Unternehmen. Marketingabteilungen, die diesen Trend ausblenden, sind bereits im Hintertreffen. Blogs und Twitter finden längst Führungskräfte, die aktiv mittun. Dies gibt ein deutliches Zeichen, welche Unternehmen sich an den Wertvorstellungen der Generation Y orientieren.
Die Kommunikation ermöglichen
Die Generation Y verändert unsere Arbeitswelt. Junge Menschen experimentieren mit neuen, digitalen Kommunikationsformen. Sie beherrschen sie und wenden sie nutzbringend an. Einige dieser Kommunikationsformen, etwa Wikis, erweisen sich auch in der Arbeitswelt als nützlich, andere, dazu zählen Online-Games, werden im Privaten bleiben oder ganz verschwinden. Führungskräfte sind gefordert, die Werte der Generation Y in der Unternehmens- wie auch in die Informatikstrategie zu verankern, wenn das Unternehmen zukünftig als attraktiver Arbeitgeber am Markt wahrgenommen werden will.