Wir verbringen weit mehr als die Hälfte unserer Lebenszeit in Gebäuden. Eine optimale Dämmung trägt dazu bei, dass wir dabei nicht unnötig Energie verbrauchen. Wählen wir bei energetischen Sanierungen und Neubauten das optimale Material für die Dämmung, können wir zudem die Voraussetzungen für ein optimales Raumklima schaffen. Deshalb ist es wichtig, mögliche Dämmstoffe vor einer Sanierung oder dem Bau eines Hauses genau unter die Lupe zu nehmen. Auch ein Blick auf mineralische Dämmstoffe lohnt sich.
Christian Ehmann, Xella Porenbeton Schweiz AG
Ist ein Haus schlecht oder gar nicht isoliert, verliert es über die Aussenwände sehr viel Energie. Eine Sanierung kann diesen Verlust minimieren. So sparen Hauseigentümer Heizkosten und leisten einen Beitrag zum Klimaschutz. Die Auswahl an Dämmstoffen ist gross: Sie geht von pflanzlichen Materialien wie Zellulosefaserflocken oder Kokosfasermatten über Dämmfilz aus Schafwolle und synthetische Dämmstoffe bis hin zu Vakuumdämmplatten.
Auch mineralische Dämmstoffe bieten eine sehr gute Wärmedämmung. Zudem sind sie flexibel, können aussen oder innen auf einfache Weise auf die Aussenwand geklebt werden und lassen sich auch für Decken- oder Flachdachdämmungen einsetzen. Sie werden ohne gesundheitsschädliche Substanzen produziert und regulieren als Innendämmung dank ihrer porösen Struktur das Raumklima.
Mineralische Dämmplatten in Biel
Ältere Häuser sind wegen ihrer schlechten Aussenhaut oft Energieschleudern. So auch acht Zweifamilienhäuser in Biel mit Baujahr 1947. Um modernen Standards zu entsprechen, mussten sie gedämmt werden. Gleichzeitig wollten die Architekten des beauftragten Büros Molari und Wick das schöne Fassadenbild möglichst erhalten und nachhaltige Materialien verwenden. Das Architekturbüro entschied sich für mineralische Dämmplatten. Dies, obwohl bei Baubeginn einige Handwerker und auch ein Teil der Architekten mit dem Baustoff nicht vertraut waren. Allen war aber schnell klar, dass das Material für die Sanierung eine einfache Lösung bietet: Nach einer kurzen Einarbeitungsphase konnten die leichten Platten von den Arbeitern schnell und unkompliziert auf beliebige Formen zugeschnitten, auf die Aussenwand geklebt, gedübelt und verputzt werden.
Für die Sanierung setzten die Architekten 20 cm dicke mineralische Dämmplatten ein. Diese bestehen zu 95 Prozent aus Luftporen und erreichen dank der eingeschlossenen Luft optimale Wärmedämmwerte. Die Platten wurden aussen an der Fassade aufgebracht. Um das Erscheinungsbild der Häuser dennoch zu erhalten, entschieden die Architekten, die Fenster in einem weiteren Schritt nach aussen zu versetzen. Fensterläden und Regenrinnen wurden mit marktüblichen Montageelementen direkt im ursprünglichen tragfähigen Mauerwerk befestigt, da die Dämmplatten die Kräfte der Verankerung nicht aufnehmen können. Diese Arbeiten bedeuteten zwar etwas mehr Aufwand bei den Bauarbeiten und brachten zusätzliche Beeinträchtigung für die Bewohner, die während der Renovation in den Gebäuden wohnten. Doch die guten Erfahrungen der Architekten mit mineralischen Dämmstoffen waren Grund genug, dies in Kauf zu nehmen.
Baubiologisch unbedenklich in allen Phasen
Um die speziellen Eigenschaften der mineralischen Dämmungen zu verstehen, braucht es einen Blick auf die Rohmaterialien und deren Herstellung. Ausgangsstoffe sind Kalk, Sand, Zement, Gips und ein Porenbildner. Diese werden mit Wasser gemischt und in Formen gegossen. Dabei wird der Kalk durch das Wasser gelöscht und es entwickelt sich Wärme. Im alkalischen Milieu reagiert das Porosierungsmittel, Wasserstoff entweicht und bildet die Poren. Anschliessend werden die halbfertigen Blöcke ausgehärtet und zugeschnitten. Dank ihren natürlichen und mineralischen Inhaltsstoffen ist die Dämmplatte sowohl während der Verarbeitung als auch während der Nutzungsphase ökologisch sinnvoll und gesundheitlich unbedenklich. Sie hat eine lange Lebensdauer und ist nicht brennbar.
Dank der vielen Poren speichern die Platten viel Wärme. Zudem trocknen sie schnell aus, wodurch sich Algen und Pilze bei einer Aussendämmung schlecht ansiedeln können. So kann bei der Beschichtung der Platten auf Biozide verzichtet werden. Mineralische Dämmplatten sind damit frei von gesundheitsschädlichen und allergieauslösenden Substanzen. Ausserdem bewirkten die Poren eine Kapillaraktivität – die mineralische Dämmplatte nimmt Feuchtigkeit aus der Luft auf und gibt sie wieder an diese ab. Oder anders gesagt: Das Material atmet. Dadurch verbessert sich bei einer Innendämmung das Raumklima und die Platten schimmeln und verrotten nicht.