Fenster prägen den Charakter eines Hauses und sind Zeitzeugen. Doch ältere Fenster erfüllen die heutigen energetischen Anforderungen oft nicht mehr. Bei einem Ersatz der Originalfenster geht oft der authentische Ausdruck eines Gebäudes verloren. Es gibt jedoch Lösungen, um die Fenster zu erhalten.
Rahel Meister im Auftrag von Quadra Ligna
Die Denkmalpflege Basel-Stadt beobachtet sorgenvoll, dass historisch wertvolle Fenster schleichend verschwinden. Handwerklich sorgfältig gefertigte Fenster werden zum Teil sogar durch Kunststofffenster ersetzt; charakteristische Sprossen einfach weggelassen. Darunter leidet das Erscheinungsbild – sowohl von aussen als auch von innen. «Den Häusern werden regelrecht die Augen ausgestochen», lautet ein Resümee im Jahresbericht 2015 der kantonalen Denkmalpflege Basel-Stadt. Die zentrale Frage: Lässt sich der Erhalt historisch wertvoller Bausubstanz mit Energieeffizienz und Wohnkomfort vereinen? Die Antwort ist «Ja». Es gibt verschiedene Wege, Fenster zu ertüchtigen. Deshalb empfiehlt die Denkmalpflege, eine Modernisierung der Fenster in jedem Fall zu prüfen, bevor die Zeitzeugen gedankenlos ausgewechselt werden. Ist ein Ersatz unumgänglich, sollten die neuen Fenster hochwertig gestaltet und gut in das Gebäude integriert werden.
Sorgfältige Handwerkskunst
Das Fenster als Bauteil muss viele technische Anforderungen erfüllen: Es verbindet das Innen mit dem Aussen und sorgt für natürliche Beleuchtung. Es dient dem kontrollierten Luftaustausch, der Sicherheit, dem Schall- und dem Wärmeschutz.
Die Originalsubstanz, Aufteilung, Proportion und Konstruktion machen die Fenster zu Zeitzeugen, die das Raumgefühl in einem Gebäude prägen. Denn oft besitzen historische, aber auch Fenster der Moderne, einen einmaligen Charme, der bei einem Ersatz oft verloren geht. Dass es auch anders geht, zeigt die Fensterbaufirma Quadra Ligna aus Basel, die ein Renovationssystem für Fenster entwickelt hat. «Unser Verfahren wurde während über 40 Jahren stetig weiterentwickelt und verbessert», so der Geschäftsführer Stephan Hasler. Die Aussenseite der Fenster wird mit einem massgefertigten Profil aus witterungsbeständigem Schweizer Eichenholz aufgedoppelt und danach lasiert oder gestrichen. «Auch verzogene oder schiefe Rahmen sind keine Hindernisse, da die Aufdoppelung für jedes Fenster individuell angepasst wird», erläutert Hasler. Das Glas wird durch eine Zwei- oder Dreifachisolierverglasung ersetzt, die auf die optimale Wärmedämmung und bei Bedarf auf besondere Schallschutz- und Sicherheitsanforderungen ausgelegt ist. Kommen dabei spezielle Renovationsgläser zum Einsatz, bleibt auch die unverwechselbare Oberfläche der ursprünglichen Verglasung erhalten. Dank einer umlaufenden Dichtung auf der Wetterseite ist das Fenster wind- und schlagregendicht. Die Fuge zwischen dem neuen Aufdoppelungsrahmen und dem historischen Bauteil entlüftet nach unten, so dass allfällige Feuchtigkeit entweichen kann.
Energie sparen und Wohngefühl verbessern
Mit diesem Verfahren gelingt der Kompromiss: Die historische Bausubstanz bleibt erhalten und die heutigen Anforderungen werden erfüllt. Dazu Hasler: «Der Energieverbrauch sinkt und die Behaglichkeit steigt, da keine Zugluft mehr ins Gebäude dringt und Strahlungsasymmetrien, also Temperaturunterschiede zwischen Fenstern und Innenwänden, minimiert werden.» Das Energiesparpotenzial ist beträchtlich: Weist ein altes einfaches Fensterglas vor der Sanierung einen Wärmedurchgangskoeffizienten (Ug) von etwa 5 W/(m²K) auf, liegt dieser nach der Sanierung dank der zweiten Glasebene und spezieller Beschichtungen bei rund 1 W/(m²K).
Wird renoviert statt ersetzt, ist der Glasanteil bei gleichem Glasaufbau grösser, denn moderne Rahmen sind in der Regel breiter als die Originale. Die Anschlussdetails innen bleiben erhalten, was gerade bei kunstvollgestalteten Leibungen innenarchitektonisch von Relevanz ist. Vorfenster – insbesondere nachträglich angebrachte –, die das Architekturbild verfälschen, wenig bedienungsfreundlich sind und den Lichteinfall mindern, werden überflüssig.
Qualität zahlt sich aus
Dass es sich lohnt, Fenster zu renovieren, zeigen die Gebäude des Architekten Ernst Zimmer und seiner Brüder. Nachdem sie ihr Elternhaus im Basler Gundeli in den siebziger Jahren übernommen hatten, sanierten sie es sanft. Um die Bausubstanz zu erhalten, entschied er sich gegen den Ersatz der Fenster auf der Vorderseite und liess sie bereits 1987 durch die Vorgängerfirma von Quadra Ligna aufdoppeln. Als die Fenster des hinteren Gebäudes in die Jahre gekommen waren, war für ihn klar: «Da die Fenster am Vorderhaus auch über 30 Jahre nach der Renovation einwandfrei sind, wollten wir erneut auf diese Weise sanieren.»
Auch wenn das Verfahren aufwändig scheint – in Anbetracht dessen, dass einige Nachbarn im gleichen Zeitraum zweimal die Fenster erneuert haben, schont diese Art der Renovation langfristig auch das Portemonnaie.