Recycling gehört für viele zum Alltag. Glas, Papier, Karton, PET und Konservendosen werden nach dem Gebrauch gesammelt und regelmässig bei den entsprechenden Sammelstellen zurückgebracht. Bei anderen Wertstoffen scheint es allerdings Unklarheiten zu geben, wo sie entsorgt werden müssen. Oft landen diese auf der Altglassammelstelle.
Sara Blaser im Auftrag von VetroSwiss
Die Altglassammelstelle gehört in der Schweiz zum Dorfbild dazu. Jedes Kind weiss, dass Glas nicht in den Kehricht, sondern in den Container gehört. Altglas wird seit jeher auch vorbildlich entsorgt. Über 90 Prozent des verkauften Glases landet korrekt im richtigen Container. Das Problem von Altglassammelstellen ist ein anderes: Abfall und falsch entsorgte Gegenstände. Im Schnitt sind knapp 7 Prozent des Inhalts von Altglascontainern Fremdstoffe, die dort nicht hineingehören – so genannte Fehlwürfe. Das mag auf den ersten Blick nach wenig klingen. Aber es reicht, um das Altglasrecycling um einiges aufwändiger und teurer zu gestalten, denn diese Gegenstände müssen zu einem Teil in mühsamer Handarbeit manuell entfernt werden. Handelt es sich um kleine Teile wie Porzellanscherben, ist das Entfernen meistens nicht möglich. Die kleinen Porzellanteilchen schmelzen nicht wie Glas. Deshalb beeinträchtigen sie die Produktion von neuen Gebinden aus Altglas und führen zu Ausschüssen. Doch nicht nur in den Containern landen Dinge, die dort nicht hingehören. Auch daneben findet sich an jeder beliebigen Glas-Sammelstelle so manches: von leeren Waschmittelkartons über zerschlagene Spiegel bis zu ganzen Taschen voll mit PET-Flaschen, die zu sagen scheinen: «Ich habe es ja versucht, zu trennen. Aber zu viel Aufwand kann man nicht erwarten.» Das Deponieren von Abfall und falschen Wertstoffen ist jedoch kein Kavaliersdelikt. In vielen Gemeinden drohen Konsequenzen. In der Stadt Bern führt z. B. die Gewerbepolizei regelmässig Kontrollen durch und stellt Ordnungsbussen aus bei Littering. Liegt ein Fall von illegaler Entsorgung vor, wird auch eine Anzeige beim Polizeiinspektorat eingereicht.
Verantwortung für die Sammlung
Aus Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten mag es nicht ideal erscheinen, dass nicht alle Wertstoffe am selben Ort entsorgt werden können. Insbesondere PET wird oft beim Altglascontainer deponiert. Der Grund, wieso es bei den Altglassammelstellen nicht auch einen PET-Container gibt, ist die unterschiedliche Verantwortlichkeit für die Sammlung und den Transport der Wertstoffe zum Aufbereitungsort. Bei beiden Wertstoffen gilt das Verursacherprinzip: Über eine vorgezogene Entsorgungsgebühr (VEG bzw. vRB), die im Kaufpreis der Getränke enthalten ist, wird die Sammlung und der Transport finanziert. Beim Glas beträgt die VEG 2, 4 oder 6 Rappen pro Flasche, je nach Füllvolumen. Beim PET sind es, je nach Grösse, 1,9 oder 2,3 Rappen vorgezogener Recyclingbeitrag (vRB) pro Flasche. Die Sammlung von Altglas wird seit den 1970er-Jahren von den Gemeinden organisiert. Diese sind gesetzlich verpflichtet, der Bevölkerung Altglassammelstellen zur Verfügung zu stellen. Beim PET ist die Sammlung anders geregelt: Wer PET-Flaschen verkauft, ist verpflichtet, leere Flaschen auch zu sammeln. Zudem gibt es schweizweit etwa 200 000 Sammelcontainer im öffentlichen und halböffentlichen Raum. Beim Glas gab es vor vielen Jahren ebenfalls Bemühungen, die Rücknahme durch die Händler zu organisieren. Eine solche Lösung konnte auf freiwilliger Basis aber nicht gefunden werden, darum blieb die Verantwortung bei den Gemeinden. Durch die vorgezogene Entsorgungsgebühr, die von den Herstellern und Importeuren entrichtet wird, werden die Gemeinden zumindest teilweise für die Kosten der Glassammlung entschädigt: Pro Tonne gesammeltes Glas erhält die Gemeinde von VetroSwiss, der Organisation, die die VEG im Auftrag der Schweizerischen Eidgenossenschaft erhebt und verwendet, einen Standardentschädigungssatz, der jährlich festgelegt wird.
Zusätzliche Kosten
Je nachdem, wie hoch die Kosten für das Betreiben der Sammlung sind, deckt dieser Entschädigungssatz die Kosten der Sammlung und des Transports aber nicht. Um die Sauberkeit an den Sammelstellen zu gewährleisten, müssen Gemeinden einen hohen Aufwand betreiben. In der Stadt Bern werden die Sammelstellen mehrmals täglich durch Entsorgung und Recycling Bern angefahren, um die deponierten Abfälle zu entfernen und die Sammelstellen zu reinigen. Die Kosten für diese Arbeiten können nicht eindeutig angegeben werden, erklärt die Stadt auf Anfrage, da die Arbeiten so gut wie möglich mit anderen anfallenden Tätigkeiten koordiniert werden. «Tatsächlich sind die Kosten aber erheblich.»
Ein paar goldenen Regeln
- Trennen Sie Altglas nach Farben. Alles, was nicht weiss oder braun ist, gehört in den Grünglascontainer.
- Spülen Sie Lebensmittelgläser aus. Damit leisten Sie einen Beitrag zur Hygiene an den Sammelstellen und verhindern Gestank. Wenn Sie jedoch zu viel und zu heisses Wasser verwenden, wirkt sich das negativ auf die Ökobilanz des Recyclings aus. Mit lauwarmem Wasser ausschwenken genügt.
- Entfernen Sie die Deckel von Konfitüre-, Essiggurken- oder anderen Einmachgläsern. Sind diese aus Kunststoff, gehören sie in den Haushaltskehricht. Sind sie aus Metall, gehören sie in den Aluminium-/Weissblechcontainer.
- Fensterglas, Vasen und Trinkgläser gehören nicht in den Altglascontainer. Sie können Blei enthalten und sind daher für die Produktion von Lebensmittelverpackungen nicht geeignet. Korrekt entsorgt werden sie im «Grubengut» – einem Container, der meist nur an bedienten Entsorgungsstellen vorhanden ist.
- Ebenfalls ins «Grubengut» gehören Spiegel, Keramik, Tontöpfe und Porzellan.
- Altmetallgegenstände gehören nicht in den Aluminium- und Weissblechbehälter, sondern in den Altmetallcontainer.
- Kaffeekapseln aus Aluminium sollten nicht im Aluminium-/Weissblechcontainer entsorgt werden. Es gibt spezielle Sammelcontainer für sie. Auch bei vielen Detailhändlern können die Kapseln zurückgebracht werden.
- Papier und Karton gehören getrennt. Papiertaschen gehören nicht in die Papier-, sondern in die Kartonsammlung. Altpapierbündel sollten mit Haushaltsschnur zusammengebunden werden und nicht mit Klebeband.
- Pizzakartons gehören in den Haushaltskehricht.
In vielen Gemeinden gibt es mittlerweile Recyclinghöfe, die sämtliche Wertstoffe entgegennehmen. Hat man diese Möglichkeit in der Nähe, ist das natürlich ideal. Ansonsten sind die Standorte aller Sammelstellen schweizweit auf recycling-map.ch zu finden. Zudem lohnt es sich immer, einen BIick in den Entsorgungskalender oder auf die Website Ihrer Wohngemeinde zu werfen, denn nicht in allen Gemeinden gelten dieselben Bestimmungen. Insbesondere nach einem Umzug lohnt es sich, sich über die Gepflogenheiten am neuen Wohnort zu informieren.