Entfeuchten ohne Energieverschwendung

Feuchte Luft im Gebäudeinnern kann kondensieren und Schimmel verursachen. Auch in vielen Produktionsbetrieben der Lebensmittelindustrie muss der Luft Feuchtigkeit entzogen werden. Doch Entfeuchter sind stromintensiv. Moderne Geräte mit Hygrostaten sind deutlich effizienter als die Vorgängergeneration, wie Praxisbeispiele zeigen.

Von Pieter Poldervaart für EnergieSchweiz

Wo es zu feucht ist, droht Schimmel, das kennt man vom eigenen Badezimmer oder vom Keller. Gefährdet sind auch Bibliotheken, Museen und Lagerhallen – und Zivilschutzanlagen, weiss Markus Sonderegger: «Diese Räume sind besonders anfällig für kondensiertes Wasser. Denn häufig liegen sie unter Geräteräumen von Turnhallen oder anderen Liegenschaften, die nicht oder kaum beheizt werden.» Als Sonderegger vor zwei Jahren sein Amt als Materialwart Feuerwehr und Verantwortlicher für den Unterhalt der Zivilschutzanlagen der Thurgauer Stadt Arbon antrat, waren zwei Dutzend kleine Entfeuchter in Betrieb, allesamt deutlich über zehn Jahre alt. Normalerweise waren sie 24 Stunden pro Tag im Einsatz und verbrauchten rund um die Uhr Strom. Sonderegger wechselt aktuell jedes Jahr drei bis vier Entfeuchter aus und ersetzt sie durch modernere und leistungsfähigere Geräte. «Die neuen Apparate sind aufgrund der technologischen Entwicklung klar effizienter.» Weil sie mehr Power haben, bewältigen sie eine höhere Luftmenge, entfeuchten schneller und werden vom eingebauten Hygrometer abgestellt, wenn sie die maximale Zielfeuchtigkeit unterschritten haben. Unter dem Strich verbrauche der neue Entfeuchter also deutlich weniger Strom, «das kann schon 50 Franken pro Monat und Gerät ausmachen», rechnet Sonderegger vor. Der Anlagenverantwortliche achtet darauf, dass die Entfeuchter stets einwandfrei gewartet sind: «Filter und Schutzmatte müssen sauber sein, damit die Leistung hoch bleibt. Ich kontrolliere jeden Entfeuchter einmal pro Monat.» Zusätzlich entlastet Sonderegger die Stromrechnung der Stadtverwaltung, indem er die Geräte mit einer Zeitschaltuhr so programmiert, dass sie nur während der Nacht laufen – Arbon kennt noch den Niedertarif.

 

Ein Entfeuchter steht in einem Raum, ein Mann daneben schliesst ein Fenster.
Gut geschlossene Türen und Fenster vermeiden, dass feuchte Aussenluft in den Raum dringt und so einen unnötigen Stromverbrauch bewirkt.

Stecker raus bei Nichtgebrauch

Ohne Entfeuchtung geht es auch bei der Magenbrot Rohner AG in Widnau/SG nicht. Firmenchef Marcel Lutz setzt dabei auf ein zweigleisiges System: Fest an der Decke installierte Entfeuchter, die mit einem Hygrometer ausgestattet sind, bringen eine Grundlast und entfeuchten die Luft bis unter den Zielwert. Dazu kommen zwei mobile Entfeuchter in den Produktionsanlagen, die bei Bedarf manuell dazugeschaltet werden. «Diese Apparate sind erst anderthalb Jahre alt und enorm leistungsfähig. Das ist zentral, um unseren Produkten wie Magenbrot, gebrannten Mandeln, Rahmcaramel und Zuckerwatte innert Kürze das Wasser zu entziehen. Nur so erreichen sie jene Konsistenz, die unsere Kundinnen und Kunden wünschen.» Dank ihrer modernen Technologie seien die Geräte trotzdem keine Energieschleudern. Und bestehe kein Bedarf für Entfeuchtung, würden die zwei Apparate selbstverständlich ausser Betrieb gesetzt. Für zusätzliche Effizienz und Hygiene achtet Lutz darauf, die Reinigungsfrequenz minutiös einzuhalten: «Alle paar Wochen kontrolliere ich den Zustand des Filters, und in der Hochsaison wird er einmal pro Monat gewaschen.»

 

Eine Person entleert einen Entfeuchter.
Die regelmässige Reinigung der Entfeuchter und die rechtzeitige Entleerung der Auffangwannen beschleunigt die Trocknung und senkt den Stromverbrauch.

Profis legen Wert auf Wartung

Besonders wichtig ist der effiziente Einsatz von Entfeuchtern bei jenen Unternehmen, die sich ganz auf die Trocknung spezialisiert haben, beispielsweise die Zigerlig Bautrocknung AG in Bern. «Wir verwenden nur hochwertige Profigeräte, die alle über eine Hygrostatsteuerung verfügen und abschalten, sobald die gewünschte Luftfeuchte unterschritten wird», erklärt Geschäftsleiter Jürg Zürcher. Ob bei der Bautrocknung, der Behebung von Unwetterschäden oder bei Wasserschäden wie leckenden Abwasserleitungen oder der überlaufenen Badewanne: Wichtig ist, dass das eingesetzte Gerät für die jeweilige Situation und Raumgrösse richtig dimensioniert ist. Dazu kommt die korrekte Wartung: Die Filter müssen regelmässig ausgeblasen, die Kälteregister gereinigt und die Auffangwannen geleert werden. Zürcher: «Für ein schnelles Resultat mit möglichst wenig Stromverbrauch ist es wichtig, die Bauteile des Geräts sauber zu halten.»

 

Abschaltfunktion spart viel Strom

Für Entfeuchter gibt es zwar keine Energieetikette. Aber beim Kauf eines Neugeräts gilt es dennoch darauf zu achten, dass es über einen Timer oder, noch besser, eine Abschaltfunktion verfügt, die dann automatisch aktiviert wird, wenn die definierte Luftfeuchtigkeit unterschritten ist. Gegenüber älteren Geräten sind diese modernen Apparate 30 bis 50 Prozent energieeffizienter. «Laufen Entfeuchter, obwohl die Raumluft genügend trocken ist, wird enorm viel Strom unnötig verbraucht», gibt Giuseppina Togni zu bedenken. Die Energieberaterin der Agentur S.A.F.E. rät, nur in jenen Räumen Entfeuchter einzusetzen, in denen es auch wirklich nötig ist – «in privaten Räumen mit normaler Isolation sind Entfeuchter überflüssig». Zudem lohne es sich, den Raum mit dem Trockner mit einer dicht schliessenden Tür vom Rest des Gebäudes abzutrennen. Denn je kleiner der Raum und damit die Luftmenge, desto einfacher und schneller funktioniert die Entfeuchtung. Auch Togni betont, wie wichtig die richtige Einstellung des Geräts und eine regelmässige Reinigung der Bauteile sind, um den Energieverbrauch nicht unnötig zu erhöhen. Besonders wichtig ist schliesslich, dass bei eingeschaltetem Lufttrockner alle Fenster und Türen gut verschlossen sind. Togni: «Andernfalls zieht feuchte Aussenluft in den Raum – und der Entfeuchter arbeitet nonstop.»

Eine Person betätigt einen Entfeuchter.
Entfeuchter sollen nur laufen, wenn es nötig ist: Modelle mit Hygrostat schalten sich automatisch ab, wenn die gewünschte Luftfeuchtigkeit unterschritten wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tipps im Umgang mit Entfeuchtern
  • Prüfen Sie, ob die Luft nicht durch natürlichen Luftaustausch genügend entfeuchtet werden kann. Im Winter ist die Aussenluft trockener und der Entfeuchter kann ausgeschalten bleiben.
  • Achten Sie auf die richtige Dimensionierung des Geräts. In den technischen Spezifikationen sind die empfohlene Raumgrösse sowie die Entfeuchtungsleistung angegeben.
  • Achten Sie auf die Deklaration des Gerätes. Ein typischer Entfeuchter aus dem asiatischen Raum, ist für 30 Grad und 80 Prozent relative Feuchtigkeit optimiert. In einem Keller mit 15 Grad und 60 Prozent relativer Feuchtigkeit würde er zum Stromfresser werden, da er nicht für unsere Klimazonen konzipiert ist.
  • Wählen Sie unbedingt ein Modell mit Timer oder Hygrostat. So vermeiden Sie den unnötigen Betrieb und damit Stromverbrauch.
  • Schliessen Sie Fenster und Türen, die zum entsprechenden Raum führen; so vermeiden Sie, dass feuchte Aussenluft ins Innere dringt und den Entfeuchter unnötig in Betrieb hält.
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